Mutige Stimmen
Was passiert in der Türkei, Serbien, Ungarn?
Ekrem Imamoğlu gilt als größter politischer Konkurrent des türkischen Präsidenten Erdoğan. Bei einer Razzia wurde der sozialdemokratische Bürgermeister Istanbuls am 19. März festgenommen. Die größte Oppositionspartei CHP sprach von einem “Putschversuch gegen unseren nächsten Präsidenten”. Imamoğlu gilt als aussichtsreichster Herausforderer Erdoğans bei der für 2028 angesetzten Präsidentenwahl, seine Festnahme als politische motivierter willkürlicher Akt. Die ungarische Regierung wiederum will Pride-Paraden verbieten und die Organisation und Teilnahme mit Geldstrafen belegen. In Belgrad haben vergangene Woche die bisher größten Proteste gegen die derzeitige Regierung unter Präsident Aleksandar Vučić stattgefunden. Was verbindet die Situation in der Türkei, Serbien und Ungarn? Alle drei Regierungen respektive Männer an der Spitze verfolgen eine rechts-autoritäre Politik, sie sind antidemokratisch, misogyn, verfolgen Andersdenkende und den Rechtsstaat. Alle drei Länder verbindet aber auch die Zivilcourage und der Widerstand aus der Bevölkerung gegen die Unterdrückung. In Istanbul sind tausende Menschen auf die Straße gegangen – trotz Demonstrationsverbot. Viele riskieren dabei ihr Leben. Die mutigen Stimmen der Menschen in Serbien, der Türkei und Ungarn, darunter besonders viele junge Menschen und Frauen, die sich für Freiheit, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit erheben, verdienen unsere volle Unterstützung und Aufmerksamkeit.
Wie Rassismus krank macht
Im Jahr 2024 sind bei der Anti-Rassismus-Beratungsstelle ZARA 1.647 Meldungen von Rassismus dokumentiert worden. Das sind 345 mehr als im Vorjahr. Die Beratungsstelle forderte bei der Vorstellung des Rassismus-Reports 2024 insbesondere Maßnahmen gegen rassistische Diskriminierungen im Gesundheitswesen. Mehr als die Hälfte der gemeldeten rassistischen Vorfälle (61 Prozent) betraf Online-Rassismus. Was online stattfinde, wirke sich aber auch offline aus. 13 Prozent der Meldungen 2024 bezogen sich auf rassistische Vorfälle im öffentlichen Raum, ein Viertel davon waren rassistische Beschmierungen an Hauswänden, Gedenkstätten oder öffentlichen Anlagen. Wie Rassismus krank macht könnt ihr im neuen Rassismus-Report nachlesen. Rassismus ist keine Meinung und darf nie akzeptiert werden.
Der Klagsverband diskutiert: politische Partizipation, Repräsentation und Wahlrecht
Wie steht es um die Repräsentation von Frauen in Politik und Gesellschaft? Welche Hürden gibt es speziell für Frauen beim Zugang zur österreichischen Staatsbürgerinnenschaft und dem Wahlrecht? Und was braucht es, um die politische Partizipation insbesondere von Frauen mit Migrationsbiografien zu stärken? Österreich steht am frauenpolitischen Prüfstand. Die UNO überprüft erneut die Umsetzung der UN-Konvention “zur Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau”. Der Klagsverband hat im Dezember einen Schattenbericht zur Umsetzung der UN-Frauenrechtskonvention eingebracht. Gemeinsam mit Expertinnen und Autorinnen des Schattenberichts diskutieren Eva Burger (Arbeiterkammer Wien), Katharina Echsel (peregrina), Lena Jäger (Frauenvolksbegehren 2.0), Lisa Schrammel (Klagsverband, Moderation). Dienstag, 25. März 2025, 18:00-19:30 online via Zoom, um Anmeldung wird gebeten!
Syrian women in political transition: opportunities and challenges
Seit dem Beginn der friedlichen Proteste in Syrien haben syrische Frauen eine entscheidende Rolle bei Aktivismus und politischem Engagement gespielt. Allerdings waren sie auch mit erheblichen Schwierigkeiten konfrontiert, darunter Inhaftierung, Folter und Vertreibung. Welche Chancen und Herausforderungen liegen für syrische Frauen in dieser Übergangszeit vor uns? Wie können Frauen zur Gestaltung eines demokratischen Syriens beitragen, sowohl innerhalb des Landes als auch in der Diaspora? Mit diesen spannenden Fragen beschäftigt sich das Kreisky Forum am Dienstag, 25. März 2025 um 19.00h (in englischer Sprache). Vortragende: Viola Raheb, Kefah Ali Deeb, Hind Kabawat, Kuratorin: Gudrun Harrer. Um Anmeldung wird gebeten
Rauriser Literaturtage 19.-23. März
Die Rauriser Literaturtage präsentieren seit ihrer Gründung 1971 alljährlich Autorinnen aus dem gesamten deutschen Sprachraum und stellen sie mit ihren Büchern vor. Seit Mitte der 1990er Jahre steht jedes Mal ein Thema im Mittelpunkt, das in der zeitgenössischen Literatur besonders häufig und möglichst auf die unterschiedlichste Weise behandelt wird, heuer lautet es passenderweise “Konfliktfelder”. 2025 ist in Rauris auch ein starkes Frauenjahr: Lilli Polansky erhält den Rauriser Literaturpreis 2025 und Anna Neata den Rauriser Förderungspreis 2025. Weiters gibt es zahlreiche Lesungen mit und über Autorinnen.
“Und ich werde dich nie wieder Papa nennen”
Caroline Darian, Tochter von Gisèle und Dominique Pelicot, erhält am 2. November 2020 einen Anruf von ihrer Mutter. Ihr Vater wurde verhaftet. Fast zehn Jahre lang hat Pelicot seine Frau heimlich mit medikamentösen Substanzen betäubt, um sie im bewusstlosen Zustand zu vergewaltigen und knapp 70 fremden Männern zuzuführen. Auch von Caroline gibt es verhängnisvolle Fotos. Mit außergewöhnlichem Mut erzählt Caroline Darian in ihrem Buch “Und ich werde dich nie wieder Papa nennen” von dem Sturz ins Bodenlose. Tagebuchartig beschreibt sie, wie das Ausmaß des Jahrhundertverbrechens ihre Familie zerstört. Wie sie ihre Mutter beschützen will und zugleich mit Angstzuständen kämpft. Vor wenigen Tagen hat Darian selbst gegen ihren Vater Klage eingereicht. Ihre Klage solle auch eine “Botschaft an alle Opfer” sein, “dass wir niemals aufgeben dürfen”, sagte Darian gegenüber der Nachrichtenagentur AFP. Caroline Darian war zu Gast in der Talkshow “maischberger” in der ARD am 20. März (ab Minute 57:05).
I am still there
Rio de Janeiro, 1971: Der ehemalige linke Kongressabgeordnete Rubens Pavia wird von Schergen der Militärdiktatur verschleppt. Seine Familie hört nie mehr etwas von ihm. Seine Frau Eunice (Fernanda Torres) versucht herauszufinden, was mit ihm geschah und engagiert sich als Anwältin für die Rechte der Opfer der Militärdiktatur (1964-1985). Walter Salles erzählt die wahre Geschichte der Familie Pavia, bei der er als Kind ein und ausging, auf berührende Weise. Sein zutiefst humanistischer Film ist eine Liebeserklärung ans demokratische Brasilien, der sich vor jenen verneigt, die gegen Unrecht kämpften. «I’m Still Here» gewann den Ausland-Oscar.
Quelle: SPÖ Frauen